Fünf Tipps gegen den Fachkräftemangel
Volle Auftragsbücher nützen wenig, wenn das Personal knapp ist. Beim Kampf gegen den Fachkräftemangel ist eine langfristige Strategie gefragt.
Die Suche nach geeignetem Personal wird für die Betriebe im Elektro- und SHK-Handwerk zu einer immer größeren Herausforderung. Bundesweit und über alle Branchen hinweg hat sich die so genannte Fachkräftelücke im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt, hieß es in der vergangenen Woche vom Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (Kofa) des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).
Besonders groß sei der Personalmangel in der SHK-Branche, hier fehlten zuletzt bundesweit rein rechnerisch mehr als 11.000 Fachkräfte. In der Elektrotechnik gab es eine Lücke von fast 5.000 Beschäftigten. Dabei ist das Problem in der Praxis noch deutlich größer, als es die Zahlen vermuten lassen. So vergleicht das Kofa die Zahl der gemeldeten unbesetzten Stellen mit der Zahl der Arbeitssuchenden mit entsprechender Qualifikation. Die Statistik lässt dabei jedoch außer Acht, dass sich in der Praxis längst nicht jeder Arbeitslose für jede offene Stelle eignet – allein schon deshalb, weil nicht jeder Arbeitssuchende bereit ist, für einen Job den Wohnort zu wechseln. Ein gut geführter Handwerksbetrieb hat die Suche nach geeignetem Personal daher dauerhaft im Blick, und nicht erst dann, wenn die Not groß ist.
- Mitarbeiter binden
Der Kampf gegen den Fachkräftemangel beginnt im eigenen Betrieb: Es kommt nicht nur darauf an, neue Mitarbeiter anzuwerben. Genauso wichtig ist es, die bestehende Belegschaft an das Unternehmen zu binden – und dabei geht es um mehr, als um eine faire Bezahlung und angemessene Arbeitszeiten. Entscheidend ist vor allem das Klima im Betrieb: Haben die Mitarbeiter die Möglichkeit, eigene Ideen einzubringen? Möglich wäre das etwa über regelmäßige Mitarbeiterbefragungen. Finanziert der Betrieb Fortbildungen? Treffen sich die Beschäftigten auch mal außerhalb der regulären Arbeitszeiten etwa zu einem gemeinsamen Frühlingsfest mit den Familien?
Darüber hinaus können Angebote wie günstige Dienstfahrräder, Rabatte bei der Finanzierung eines Autos oder Zuschüsse zu den Kosten der Kinderbetreuung dazu beitragen, dass sich Beschäftigte in einem Unternehmen wohlfühlen.
- Mitarbeiter werben Mitarbeiter
Zufriedene Mitarbeiter sind die beste Werbung für neue Fachkräfte. Die authentische Empfehlung eines Kollegen ist überzeugender als jede Stellenanzeige. Mit einer „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“-Kampagne bindet ein Betrieb die Belegschaft aktiv in die Fachkräfte-Suche mit ein. Als zusätzliche Motivation, Werbung für das eigene Unternehmen zu machen, kann ein Betrieb Bonuszahlungen oder ähnliche Anreize in Aussicht stellen.
- Am Image arbeiten
Qualifizierte Fachkräfte können sich in der Regel zwischen mehreren Betrieben entscheiden. Ein wichtiger Faktor bei dieser Entscheidung ist auch das Image eines Unternehmens: Wie tritt der Betrieb nach außen hin auf? Engagiert sich die Firma, etwa durch Sponsoring, für soziale Einrichtungen in der Region? Wie präsentiert sich das Unternehmen im Internet und in den sozialen Medien? All das ist nicht nur wichtig, wenn es darum geht, Kunden zu überzeugen, sondern spielt auch bei der Gewinnung von Fachkräften eine entscheidende Rolle.
- Nachwuchs begeistern
Corona hat die Nachwuchssuche noch schwieriger gemacht. Berufsmessen sind ausgefallen, Praktika waren nicht möglich. Umso wichtiger ist es, die Jugendlichen dort abzuholen, wo sie Zuhause sind: Auf Facebook, Instagram, Snapchat und Co. Wer die Jugendlichen im Netz auf Augenhöhe anspricht, weckt Interesse für Berufsbilder, von denen sie zuvor möglicherweise noch nie etwas gehört haben. Dabei geht es auch darum, Vorurteile abzubauen. Zu oft wird das Handwerk noch mit schlechter Bezahlung und mangelnden Aufstiegschancen verbunden. Betriebe, die es schaffen, den Nachwuchs vom Gegenteil zu überzeugen, sind auf dem richtigen Weg.
- Engpässe überbrücken
Wenn das eigene Personal nicht reicht, um einen Auftrag fristgerecht zu erledigen, können Personaldienstleister oft kurzfristig Unterstützung vermitteln. Sie stellen sowohl Kontakt zu Aushilfen als auch zu ausgebildeten Fachkräften her. Dabei sind Personaldienstleister nicht nur eine gute Adresse, um Engpässe zu überbrücken, wenn die eigenen Leute wegen Krankheit oder Urlaub ausfallen. Auch bei der Suche nach festangestelltem Personal können die Agenturen oft helfen.